Rückblick: Dialog am Schubertring – Brexit und die Folgen für den Außenhandel
Rückblick: Dialog am Schubertring – Brexit und die Folgen für den Außenhandel
Am 19. April 2018 fand eine weitere Veranstaltung der Dialog am Schubertring-Reihe statt.
Kerres | Partners lud zum Thema „Brexit und die Folgen für den Außenhandel“ mit anschließender Diskussionsrunde ein. Die Gäste bekamen die Möglichkeit den Brexit und mögliche Auswirkungen aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen:
„Scheidung auf europäisch, ein Insiderbericht von Brexit-Verhandlungen“ – Botschafter MMag Gregor Schusterschitz
Zum ersten Mal in der Geschichte wird ein Mitgliedsland der EU die europäische Familie verlassen. So unvorbereitet die britische Politik auf das negative Ergebnis des Referendums war, so schwierig gestalten sich die Verhandlungen. Es müssen Gesprächsformate neu erfunden, der ganze Rechtsbestand der Union überprüft, und komplizierte Fragen gelöst werden.
40 Jahre britische EU-Integration haben ein dichtes Beziehungsgeflecht entstehen lassen, das nun aufgedröselt werden muss. Dazu stellt sich die Frage, wie das künftige Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien gestaltet werden soll. Der Austrittsvertrag muss dabei während der österreichischen Ratspräsidentschaft fertig verhandelt werden, damit er noch rechtzeitig zum 29. März 2019 in Kraft treten kann. Der österreichische Brexit-Verhandler Botschafter MMag Gregor Schusterschitz informierte über den aktuellen Stand der Verhandlungen und die Aussichten auf die österreichische Ratspräsidentschaft.
„Brexit – Mögliche Auswirkungen aus Sicht der Industrie“ – Mag Danai Budas, MA
Ob hard Brexit oder soft Brexit: Wenn Großbritannien am 29. März 2019 die Europäische Union verlässt, ist jedenfalls mit Folgen für die österreichische und europäische Industrie zu rechnen. Konstruktive Verhandlungen, die zu einem kooperativen Verhältnis mit engen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen führen, sind daher wesentlich. Großbritannien ist ein bedeutender Handelspartner für Österreich sowie einer der größten Investoren in den heimischen Standort. Hinzu kommt eine intensive Verflechtung entlang von Wertschöpfungsketten, insbesondre über Deutschland. Studien rechnen mit bedeutenden Auswirkungen auf die europäische und britische Wirtschaft und zunehmenden Kosten für Exporteure. In Österreich könnten vor allem der Maschinenbau- und Automobilsektor betroffen sein.
Ziel ist daher aus Sicht der Industrie ein umfangreiches Handelsabkommen: Keine Zollbelastung, eine möglichst einfache administrative Abwicklung des Warenverkehrs, minimierte nicht-tarifäre Handelshemmnisse und ein umfassender Zugang für europäische Unternehmen zum britischen Dienstleistungsmarkt.
„Rechtliche Bestimmungen nach Brexit – Zollverfahren nach WTO“ – Dr Christoph Kerres
Ein ganz wesentlicher Teil der europäischen Union ist die mit einer Mitgliedschaft verbundenen Freihandelszone innerhalb Europas. Mit dem Austritt aus der EU verlässt Großbritannien auch die Freihandelszone und muss sich im grenzüberschreitenden Warenverkehr nach den international geltenden Zöllen und Handelsbeschränkungen richten. Nach dem zweiten Weltkrieg haben 23 Staaten das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) abgeschlossen, das seit 1995 von der World Trade Organization (WTO) administriert wird. Die Bestimmungen der WTO sehen grundsätzlich die Prinzipien der Nichtdiskriminierung zwischen den Handelspartnern und der Offenheit der Märkte vor und verfolgen als Ziele den Abbau von Zöllen und anderen Handelshindernissen.
Ungeachtet dieser Prinzipien unterliegen in dem nach der WTO geregelten Welthandel zahlreiche Handelsprodukte erheblichen Zöllen, denen auch die Exporte von Großbritannien in der Zukunft unterliegen können. Die internationalen Handelsbeschränkungen betreffen im europäischen Wirtschaftsraum in einem sehr großen Umfang landwirtschaftliche Produkte und in diesem Sektor wiederum vornehmlich den Handel mit Fleisch. Großbritannien ist als großer Exporteur von unter Anderem Lammfleisch in diesem Segment wirtschaftlich stark betroffen. Österreichische Unternehmen werden in ihrer zukünftigen Geschäftsbeziehung mit Großbritannien auf die Regelungen der WTO zurückgreifen müssen, falls es Großbritannien bis zum Brexit nicht gelingt, mit der Europäischen Union einen Sonderstatus auszuverhandeln.
Sie interessieren sich für die Dialog am Schubertring-Reihe oder haben Fragen zur vergangenen Veranstaltung? Kontaktieren Sie uns gerne unter marketing@kerres.at oder +43 (1) 516 60. Gerne senden wir Ihnen Präsentationsunterlagen der Brexit-Veranstaltung zu.